Meine Frau hat unseren Sohn Michael und mich eben nach Grainau gefahren. Am Parkplatz holen wir die bikes vom Heckträger, das Gepäck aus dem Auto und kurz darauf schultern wir die schweren Rucksäcke. Wir verabschieden uns noch kurz und starten aufgeregt in unseren ersten Alpencross. Ich hab die Route vor mir auf dem Navi, Michael hat zur Sicherheit ein Roadbook am Oberrohr seines MTB.
Wir fahren, der Basisroute des Buches folgend, auf einem Radweg raus aus Grainau in Richtung Eibsee. Relativ schnell sind wir an der Eibseestraße, überqueren diese und fahren genau gegenüber in einen Forstweg. Diesem folgen wir, gefühlt relativ lange, bis links endlich der Blick auf den Eibsee frei wird und wir auf einem Wanderweg direkt am See weiterfahren können. Lange Zeit sind wir auf dem Weg ganz allein unterwegs, aber plötzlich kommen immer mehr Menschen auf uns zu. Gerade als es anfängt zu nerven, sehen wir den Wegweiser/Abzweig zur Hochthörlehütte. Jetzt realisieren wir auch, dass wir fast wieder an der Eibseestraße sind und uns im Grunde noch gar nicht in Richtung Etappenziel bewegt haben.
Wir ärgern uns kurz, machen noch ein paar Fotos am See und starten dann in den ersten längeren Anstieg des Tages.
Den größten Teil der Strecke fahren wir auf einem guten Forstweg, zwischendurch kommt aber auch ein kurzer Abschnitt auf einem,
stellenweise, sehr steilen Wanderpfad der uns sogar zum Schieben zwingt.
Entgegen meiner Erwartung sehen wir dann die Hochthörlehütte nicht am höchsten Punkt, sondern erst nachdem wir die Räder schon wieder etwas bergab laufen lassen.
(die Hütte liegt rechts am Weg auf 1.459 m).
Für eine Pause ist es definitiv noch zu früh, daher rauschen wir auf der schmalen Teerstraße runter in Richtung Ehrwald.
Dem Buch entsprechend zweigen wir mehrmals von der Straße ab, um jeweils nach einigen hundert Metern durch den Wald wieder auf der Straße zu landen.
Auf dieser bleiben wir dann aber und lassen es bergab richtig krachen. Rechts taucht irgendwann die Talstation der Zugspitzbahn auf,
aber wir rauschen weiter.
Am Ortsanfang Ehrwald biegen wir links ab und müssten jetzt unsere Räder durch den Campingplatz schieben.
Dazu hab ich irgendwie gar keine Lust und außerdem zeigt mir mein Garmin, dass es auch anders geht. Wir fahren also geradeaus weiter
und bei der ersten Kreuzung nach rechts und schon sind wir am Beginn des schönen Plattenweges.
(ich hoffe der wird nie für biker gesperrt)
Dem flowigen Weg folgen wir, fahren dann durch die Ortschaft bis zum nächsten landschaftlichen Highlight, dem Lärchenwald. Die ersten paar hundert Meter fahren wir direkt zwischen den Bäumen durch, dann geht's auf schönen Forstwegen weiter Richtung Biberwier. Irgendwie kommt bei uns beiden schon ein leichtes Hungergefühl auf, aber jetzt vom Weg abzuweichen kommt für uns nicht in Frage. Wir fahren also weiter, am Ufer des Weißensee entlang und schon geht es in den nächsten Anstieg des Tages, den Fernpass.
Während man hin und wieder ganz leise den Motorenlärm auf der Fernpassstraße hört, fahren wir in totaler Ruhe über etliche Kurven und Kehren
rauf zum höchsten Punkt. Ich denke, dass hier wirklich jeder stehen bleibt und ein Foto macht!
Von dem Aussichtspunkt rauschen wir erstmal wieder auf der Forststraße bergab, bis wir auf die stark befahrene Fernpassstraße treffen.
Lt. Beschreibung müssen wir die ca. 100m weiter rechts überqueren was angesichts der unübersichlichen Stelle und dem starken Verkehr nicht ganz ungefährlich ist.
Auf der anderen Seite biegen wir links in einen Forstweg ein, der anfangs relativ flach verläuft.
Nach einigen hundert Metern geht's dann aber (wieder links) über einige Kurven steil bergab und dann geht der Weg, wieder flacher,
in den Fernsteintrail über. Da geht's richtig flowig dahin, erst nach der Holzbrücke müssen wir ein wenig vorsichtiger fahren, weil der Trail sehr steinig wird.
Der Trail endet am Schloss Fernstein (Schiebestrecke) und von dort rollen wir gemütlich runter zum Fernsteinsee.
Mittlerweile sind wir echt platt, also unterqueren wir die Bundesstraße (Rad-Tunnel) und fahren flott über Trails (Jakobsweg) weiter nach Nassereith.
Den Erstbesten den ich sehe, frage ich nach einem Gasthaus und erhalte die Antwort: "fahrt's doch zum Seebua rüber".
Gesagt getan, wir suchen also das Restaurant und als wir dort sind, sehen wir, dass man von der Terrasse einen wirklich schönen Ausblick hat.
Die Pause, sowie Essen und Trinken hatten wir wirklich nötig und es fällt uns richtig schwer hinterher weiterzufahren.
Hilft aber nix, wir sind noch nicht am Ziel.
Mit zu vollem Magen fahren wir erst noch kurz auf Asphalt und dann auf ruhigen Forstwegen weiter Richtung Tarrenz, dem Ziel der ersten Etappe.
Die Übernachtung hatte ich vorab bei einem Privatvermieter gebucht, dem „Haus Annie Kiechl“.
Das Zimmer ist sauber, unsere verschwitzten Rad-Klamotten werden gewaschen und angetrocknet. Die Vermieterin sorgt für eine fast familiäre Atmosphäre.
Am ersten Tag der Tour gibt's also nichts auszusetzen!